Gestern schaffte es die Börse wieder einmal in die Nachrichten: Alle Radio- und Fernsehkanäle waren voll von Katastrophenwarnungen: Der Ölpreis fällt, Chinas Wachstum stagniert, die Blase in China ist geplatzt - deswegen stürzen Dax & Co. ins Bodenlose. Der Amateur schaut sich die gestrigen Tagesergebnisse an und sieht: Der Dax war zeitweise unter die 9.400 gefallen. Prompt erwartet er, dass es im freien Fall Richtung Null geht.
Weit gefehlt: Wir sehen heute eine schöne Gegenbewegung. Wer seine Schularbeiten regelmäßig macht, hätte darauf warten können. Zwei Erfahrungswerte: Meine Keltner-Kanäle haben mir seit Tagen signalisiert, dass der FDAX überverkauft war. Im Stundenchart befand sich das gestrige Tief etwa 1.200 Punkte unterhalb der Kanalmitte. Die Average True Range zu diesem Zeitpunkt lag bei 115 Punkten. Der Kurs war also mehr als 10 ATRs von seinem Durchschnitt entfernt. Eine solche irrationale Übertreibung tritt in weniger als 0,1% aller Stunden auf. Mit anderen Worten: Bei 1000 Stundenkerzen wird man solch eine Abweichung etwa einmal sehen. Was folgt daraus? Ein Rücklauf an die Mittellinie - zum fairen Wert - stand bevor. Der Chart sagt natürlich nicht, dass das sofort und mit hoher Dynamik passiert. Aber er sagt deutlich: Hier bitte nicht mehr verkaufen!
Ein zweiter Indikator, den ich täglich pflege, ist der NHNL-Index. Ich ermittle dazu die Zahl der neuen Hochs und neuen Tiefs an den amerikanischen Börsen auf der Basis von 20 und 65 Tagen sowie auf 12-Monats-Basis. Darüber hinaus bilde ich einen Wochen-Index, indem ich die letzten fünf 12-Monats-Werte addiere. Das Ganze lässt sich auf Barchart.com sehr schön verfolgen und in eine Excel-Tabelle entweder manuell oder über eine Datenabfrage eintragen.
Als Diagramm dargestellt, ergibt sich für den gestrigen Tag ein spannendes Bild.
Auf allen Zeitebenen erreichte der NHNL-Index extreme Ausschläge. Insbesondere achte ich auf den Wochen-Index. Fällt der unter 2.500, ist das ein Ausschlag, der eine Gegenbewegung ankündigt. Denn ein Wert von minus 2.500 bedeutet: An den US-Börsen sind in den letzten fünf Tagen durchschnittlich pro Tag 500 Aktien mehr auf neue 12-Monats-Tiefs gefallen als auf 12-Monats-Hochs gestiegen. Wenn ein Markt aber über fünf Tage hinweg täglich in dieser Breite fällt, so kann das nicht von Dauer sein. Irgendwann nehmen die ersten Leerverkäufer ihre Gewinne mit - und dann kann der Markt nur noch steigen.
Und noch ein dritter Punkt: In meiner TWS wurden gestern am Abend für ungefähr die Hälfte all meiner Aktien Leerverkaufsrestriktionen angezeigt. Das bedeutet, dass die Märkte in panischer Auflösung waren und die Shorties ihre Positionen eindecken, sobald die Kurse auch nur ansatzweise anfangen zu steigen. Diese Kaufpanik sehen wir heute morgen am deutschen Markt.
Auf mittlere Sicht bleibt das Chartbild zunächst bearish. Das Hoch der vergangenen Woche liegt oberhalb der 11.000, das Juli-Tief bei etwa 10.650 Punkten im FDAX. Erst, wenn diese beiden Marken
nachhaltig überschritten werden, wäre ich wieder bullish. Insofern sehen wir augenblicklich eine typische Bärenmarkt-Rallye.
Für den Daytrader beginnt also jetzt das Warten auf den nächsten trendkonformen Short-Einstieg. Mehr dazu gibt's während des Intensiv-Coachings Ende September.
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