Sie haben noch kein Weihnachtsgeschenk? Aus den weit über 100 Börsenfachbüchern in meinem Regal habe ich fünf herausgesucht, die als Geschenk taugen. Wobei die Warren-Buffett-Biografie eigentlich kein Börsenbuch ist. Sie sollte zur Pflichtliteratur für jeden BWL-Studenten erklärt werden, liest sich dabei aber spannend wie ein Grisham-Thriller. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, ich beschränke mich bewusst auf deutschsprachige Ausgaben. Wer mehr Börsenbücher sucht: Ich habe einige ausführlich rezensiert.
Mit Sicherheit eine der besten Biographien, die je geschrieben wurden. Unterhaltsam, lehrreich, spannend. Warren Buffett,
das "Orakel aus Omaha" ist schon zu Lebzeiten eine Legende. Geboren wurde er 1930. Verkündete noch vor seinem elften Geburtstag, dass er mit 35 Millionär werden würde. Vor 50 Jahren übernahm er
den Vorsitz von Berkshire Hathaway, seiner Investment-Holding. Der Mann, der einst Kurse belegte, um seine Scheu vor öffentlichen Auftritten zu verlieren, nennt seine Hauptversammlungen heute das
"Woodstock des Kapitalismus". Mit 85 Jahren denkt er nicht daran, in den Ruhestand zu gehen, sondern "tanzt jeden Tag auf Zehenspitzen zur Arbeit". Doch es geht in diesem über tausend Seiten
starken Buch nicht nur um schnöden Mammon. Alice Schroeder, eine begnadete Journalistin, erzählt auch die Story des Menschen Warren Buffett. Sein Verhältnis zu Frauen und Kindern, sein
sprichwörtlicher Geiz, seine Harmoniebedürftigkeit, seine Werte - nichts wird ausgelassen. Mein absoluter Weihnachtsfavorit. Wer Warren Buffetts Biografie mit in den Flieger mitnehmen möchte, sollte zum Paperback greifen, denn mit fast 1.300 Seiten ist die Hardcover-Ausgabe nicht gerade ein
Fliegengewicht.
Wer heute Aktien kauft oder verkauft, bedient sich wie selbstverständlich bestimmter Kennzahlen. Das Kurs-Buch-Verhältnis, das Kurs-Gewinn-Verhältnis, der Gewinn je Aktie - diese und viele andere Daten sind auf jedem mittelmäßigen Finanzportal zu finden. Vor nicht einmal 80 Jahren jedoch gab es all diese Zahlen nicht. Einem Mann ist es zu verdanken, dass die Aktienanalyse von einer „hellseherischen Kunst“ zu einem soliden Handwerk wurde: Benjamin Graham. Graham wurde 1894 geboren und starb 1976. Niemand Geringeres als Investoren-Legende Warren Buffett schreibt in seinem Vorwort, dieses Buch sei das Beste, was jemals zum Thema geschrieben wurde. Warren Buffett muss es wissen, ist er doch der berühmteste und erfolgreichste Schüler Grahams.
Im Unterschied zu den meisten modernen Autoren war Graham selbst ein überaus erfolgreicher Anleger. Seine Graham-Newman-Corporation lieferte jahrzehntelang mindestens 14,7% Rendite pro Jahr (nach Gebühren). Die vorliegende vierte Auflage seines Buches wurde 1972 von ihm selbst überarbeitet. Ergänzt wird das Werk um Kommentare des Börsenjournalisten Jason Zweig. Zu jedem Kapitel liefert er eine „Fortschreibung in die Gegenwart“.
Michael Voigts "Großes Buch" ist mittlerweile in der achten Auflage erhältlich. Es ist ein Klassiker, Pflichtliteratur für jeden ernsthaften Trader im deutschsprachigen Raum. Es ist flüssig
geschrieben, vermeidet kompliziertes Börsenlatein und bringt dem Leser weit mehr bei, als nur das kleine Einmaleins. Denn: Parallel zum Fachteil sind immer wieder Episoden aus dem Leben des
Praktikanten Philip eingewoben. Diese Zweiteilung macht Michael Voigt zum Erfinder einer neuen Buchgattung, des Fachromans. Brillant zeichnet der Autor die psychologischen Höhen und Tiefen, die
jeder Trader durchlebt. Bestechend ist der fachliche Teil, der mit einer einfachen, aber vielfach unterschätzten Frage beginnt: Wie kommt eigentlich ein Kurs zustande? Das Faszinierende an der
Markttechnik ist, dass sie völlig ohne jede Indikatoren auskommt und mit puristisch anmutenden, nackten Charts gerade jene Leser für sich gewinnen kann, die der Technischen Analyse skeptisch
gegenüber stehen. Wer also all die bunten Bildchen und Linien ablehnt, hat noch einen Grund mehr, sich mit der Markttechnik vertraut zu machen. Das "Große Buch" liegt immer in unmittelbarer
Reichweite meines Trading-Schreibtisches.
Erdal Cene ist keiner der üblichen Börsenbuch-Autoren. Er hat eine Banklehre mit Bravour absolviert, die Prüfungen zum Börsenhändler an der Frankfurter Wertpapierbörse, zum Kursmakler und zum Terminhändler abgelegt. Er arbeitete noch auf dem Parkett in Frankfurt, stellte Kurse und führte das Skontro, betrieb Eigenhandel und tradet bis heute aktiv. Über 20 Jahre Praxis, aufbauend auf einem soliden theoretischen Fundament, sind hier zwischen zwei Buchdeckel gepresst. Das Ganze ist lesenswert, unterhaltsam, lehrreich, reich bebildert, für Anfänger, aber auch "alte Hasen". Der Autor beginnt mit einem Thema, das häufig hintenan gestellt wird: der Verlust. Erste Lehre des Buches: Konsistente Profitabilität ist die Folge von ausbleibenden Monsterverlusten. Mit einem Augenzwinkern schildert er seine Feuertaufe. In Kapitel 2 liefert er elf Methoden, wie Trader mit Verlusten fertig werden, ihre Selbstkontrolle erhöhen und den Schwenk auf die Gewinnerstraße schaffen können. Plausibel und verständlich werden Grundbegriffe erklärt, bevor es ans Eingemachte geht: Der Zusammenhang zwischen Kassa- und Terminmärkten, Markttechnik, Trendaufbau, Zeiteinheiten, Marktteilnehmer, Handelsansätze, Strategie-erarbeitung - nichts wird ausgelassen.
Dass die individuelle Psyche der größte Feind des privaten Investors ist, dürfte sich herumgesprochen haben. Wer an den
Finanzmärkten unterwegs ist, hat häufig die größten Probleme nicht mit einer Handelsstrategie oder einem Investmentplan, sondern mit der Einhaltung der darin enthaltenen Regeln. In seinem
"Praxisleitfaden für Behavioral Finance" zeigt James Montier, welche neurophysiologischen "Defekte" dem menschlichen Gehirn zueigen sind und wie sich diese auf den individuellen Investor und
Trader auswirken. Besonders erschreckend: Auch institutionelle Anleger, Fondsmanager und andere so genannte Profis leiden unter genau diesen psychologischen
Defiziten. Mehr als das: Er zeigt sogar, wie sich der Privatinvestor die Psychologie der Masse zunutze machen
kann. Wer weiß, wie das eigene Gehirn und das der anderen funktioniert, kann daraus die entsprechenden Schlussfolgerungen ziehen. James Montier hat über 50 wissenschaftliche Veröffentlichungen
zum Thema zusammengetragen, systematisiert und aufbereitet. Das umfangreichste, fundierteste Werk über Behavioral Finance (verhaltensorientierte Finanzmarktanalyse), das mir bekannt
ist.
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