Nach Börsenschluss am 10. Februar 2016 hat der Netzwerkausrüster Cisco Zahlen für das zweite Quartal des aktuellen Finanzjahres vorgelegt. Diese waren wenig überraschend, aber solide. Es wurden 11,8 Milliarden Dollar Einnahmen erzielt, was einer zweiprozentigen Steigerung auf Jahresbasis entspricht. Pro Aktie wurde ein Gewinn von 0,62 Dollar erwirtschaftet, gegenüber dem Vorjahresquartal ein Gewinnsprung von 35%.
Für das dritte Quartal wurde ein Umsatzzuwachs von ein bis vier Prozent in Aussicht gestellt. Der Gewinn pro Aktie wird im Bereich von 0,42 bis 0,48 Dollar (Basis sind jeweils die General Accepted Accounting Standards) erwartet.
Die spannende Frage ist: Wie lohnend ist ein Investment in Cisco derzeit? Antwort: In den Marktführer zu investieren, lohnt sich schon seit Jahren. Das mag nicht jeder so sehen, denn der langfristige Chart von Cisco sieht eher langweilig aus. Die Aktie ist kilometerweit von ihren Höchstständen des Jahres 2000 entfernt. Seitdem bewegt sich der Titel unspektakulär zwischen 15 und 30 Dollar auf- und abwärts. Ein Rohrkrepierer, wenn man nur den Chart betrachtet.
Betrachten wir Cisco also einmal aus der Sicht eines Investors, nicht aus der eines Traders. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV - englisch Price/Earnings Ratio, P/E) von 10,1 ist Cisco günstig bewertet. Das durchschnittliche KGV der Cisco-Aktie für die letzten 20 Jahre lag bei 27,5, der 15-Jahres-Durchschnitt bei 17,6, der 10-Jahres-Durchschnitt bei 13,2 und das durchschnittliche 5-Jahres-KGV immer noch bei 11,6. Das Unternehmen wurde Ende Oktober 2015 mit dem 1,94fachen des Buchwertes gehandelt. Die langfristigen Verbindlichkeiten liegen bei 36% des Eigenkapitals. Der Gewinn pro Aktie wächst über die letzten 20 Jahre (inklusive der Dot-Com-Blase!) mit einer durchschnittlichen abgezinsten Wachstumsrate von 16,7% jährlich. Alles in allem ein gesundes Unternehmen.
Die Grafik zeigt: Der intrinsische Wert des Unternehmens (orange Linie) steigt kontinuierlich. Das durchschnittliche KGV (blaue Linie) liegt deutlich über dem derzeitigen KGV. Die Dividenden (weiße Linie) werden seit der ersten Ausschüttung 2011 regelmäßig angehoben und sind durch den Unternehmenswert mehr als gedeckt. Der Aktienkurs (schwarze Linie) notiert deutlich unter dem fairen Wert. Was nun mancher sich fragt: Wie viel kann man denn mit Cisco verdienen - bei einer solchen Aktienkursentwicklung?
Cisco hat am 10. Februar bekannt gegeben, die Quartalsdividende von 21 auf 26 Cent anzuheben, immerhin eine "Rentensteigerung" für Investoren von satten 24 Prozent. Das Programm zum Rückkauf eigener Aktien, das ursprünglich auf 97 Milliarden Dollar ausgelegt war, wurde noch einmal um 15 Milliarden Dollar ausgeweitet. Insgesamt wurden bislang 4,5 Milliarden Aktien eingezogen, wofür man per 23. Januar 2016 rund 95,1 Milliarden Dollar ausgegeben hatte. Nach der letzten Ausweitung des Aktienrückkaufprogramms stehen also noch 16,9 Milliarden Dollar für das Einziehen von Aktien zur Verfügung. Die Dividendenerhöhung und die stark sinkende Zahl umlaufender Aktien erhöhen natürlich den Gewinn pro Aktie.
Durch die gestrige Dividendenerhöhung erhöht sich die Dividendenrendite schlagartig auf 4,6%, gerechnet auf den gestrigen Schlusskurs. Aber es kommt noch besser.
Hätten man am 31. Juli 1996 schon Cisco-Aktien gekauft - damals zu einem Kurs von splittbereinigt 5,75 Dollar, so hätte man inzwischen ein Aktiendepot von 39.391,29 Dollar. So viel wären die 1.739 Aktien heute wert. Auf diese Aktien wird man 2016 1.808,56 Dollar Dividende kassieren - eine jährliche Rendite von 18,08 Prozent, und zwar ohne eine einzige Aktie zu verkaufen. Allein durch die seit 2011 ausgeschütteten Dividenden hätte man bislang mehr als 4.782 Dollar, also 47% der investierten Geldsumme, zurückerhalten.
Aber ehrlich: Wer hätte schon 1996 den "richtigen Riecher" gehabt und seine Aktien über die Internetblase und die Finanzkrise hinweg gehalten? Das dürften nur sehr wenige sein. Also schauen wir etwas nüchterner auf einen kürzeren Zeitraum.
Angenommen, wir hätten die 10.000 Dollar für Cisco-Aktien erst 2011 zum Ende des Geschäftsjahres (das liegt immer Ende Juli) ausgegeben. Das war nach der Internetblase und der Finanzkrise und nachdem zum ersten Mal überhaupt in der Unternehmensgeschichte eine Dividende deklariert worden war.
Das Ergebnis mag überraschen: Im vergangenen Jahr (per 31. Juli 2015) hätte man auf sein 10.000-Dollar-Investment 500,94 Dollar Dividenden bekommen, also rund 5%. Dazu kommt ein Kurszuwachs von 10.000 auf 14.182,75 Dollar. Ergibt eine annualisierte Jahresrendite von 10,7% - und zwar in diesem Falle ohne Wiederanlage der Dividenden. Für 2016 wurden nun Dividendenzahlungen von 1,04 Dollar pro Aktie avisiert. Das ergibt bei 626 Aktien, die uns gehören, eine Dividende von 651,04 Dollar bzw. 6,5%. Würden wir seit 2012 die Dividende reinvestieren, hätte sich die Zahl der Aktien inzwischen auf 700 erhöht und wir würden 728 Dollar Dividende bzw. 7,28% Rendite auf unser Ursprungsinvestment von 10.000 Dollar erhalten.
Das ist der Charme des langfristigen Investierens. Ein Plan, angewandter Zinseszins, gesunder Menschenverstand und ein langer Atem.
Kommentar schreiben
Peter (Mittwoch, 06 April 2016 22:00)
Hallo liebe Leute,
ich habe zu dem Thema Fair Value berechnen eine Homepage eingerichtet, wo man den ungefähren Fair Value von Aktien berechnen kann! http://www.fair-value-calculator.com
Ich würde mich freuen, wenn Ihr den Rechner verwendet und testet!
viel Spaß beim Berechnen,
Peter.