Finanzminister Schäuble kann in Geld baden. Im März 2017 flossen Bund, Ländern und Kommunen 7,5 Prozent mehr Steuern zu als im Vorjahreszeitraum. Doch Deutschlands Politiker kriegen den Hals nicht voll. Neben den rund 43 Millionen Erwerbstätigen werden seit 2005 auch immer mehr Rentner besteuert.
Ende März wurde gemeldet, dass die Renten Mitte des Jahres im Westen um 1,9 Prozent und im Osten um 3,6 Prozent angehoben werden sollen. Damit dürfte die Rentenerhöhung im Westen Deutschlands deutlich hinter der Jahresinflationsrate zurückbleiben. Die Inflation war im Februar erstmals seit Langem kräftig angestiegen und hatte 2,2% erreicht, im März fiel die Teuerung mit 1,6% etwas geringer aus. Unter dem Strich werden Altersrentner ihre Kaufkraft aber kaum halten können, denn zum 1. April haben viele Energieversorger wieder einmal die Preise erhöht . So viel zum Thema "Die Renten sind sicher."
Doch es kommt noch schlimmer: Durch die starke Rentenerhöhung im vergangenen Jahr (Plus 4,25% im Westen, Plus 5,95% im Osten) rutschten allein 2016 etwa 160.000 Rentner in die Steuerpflicht, wie die FAZ am 1. April 2017 berichtete. Insgesamt hat sich die Zahl der steuerzahlenden Rentner nach Angaben von SpiegelOnline (25.04.2016) damit auf etwa 4,4 Millionen Ruheständler erhöht. Mehr als jeder fünfte Rentner muss damit einen Teil seiner sauer erarbeiteten Altersbezüge an den Fiskus zurücküberweisen.
Das Bundesfinanzministerium rechnet für 2017 mit Mehreinnahmen von 205 Millionen Euro, im nächsten Jahr werden 420 Millionen Euro Steuermehreinnahmen erwartet (FAZ vom 25. März 2017). Wohl gemerkt: Diese 625 Millionen Euro Zusatzeinnahmen kommen nur von deutschen Rentnern.
Die deutsche Politik schwafelt ja gern von der Entlastung der Arbeitnehmer. Allerdings ist davon nichts zu spüren: Im Jahre 2016 stieg das bundesdeutsche Bruttoinlandsprodukt um 1,9% gegenüber dem Vorjahr, so ist es im Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums vom April nachzulesen. Die Arbeitnehmerentgelte stiegen um 3,5%, die Zahl der Erwerbstätigen nahm um 1,2% zu. Die Steuereinnahmen stiegen um mehr als acht Prozent.
Um den Trend zu verdeutlichen: Vor zehn Jahren nahm der deutsche Staat 488 Mrd. Euro an Steuern ein, 2016 waren es 695 Mrd. Euro. Das ist ein Einnahmenplus von 42 Prozent bei einem Bevölkerungswachstum von null Prozent. Rein mathematisch zahlen die knapp 80 Mio Bundesdeutschen damit heute 42% mehr Steuern pro Kopf als vor zehn Jahren. Woher die Zahlen stammen? Aus erster Hand. Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums für April 2017. Nachzulesen hier.
Was lerne ich aus diesem Zahlensalat? Erstens: Die Politik will unser Bestes - unser Geld. Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf, deshalb wird hier erbarmungslos zugelangt.
Zweitens: Wer bislang nicht im Aktienmarkt investiert hat, weil er meinte, er müsse auf Dividenden zu viele Steuern zahlen, der weiß spätestens jetzt, dass auch auf Altersrenten immer mehr Steuern abzuführen sind.
Drittens: Aktien sind Anteile am Produktivvermögen. Wird die Welt immer reicher, dann werden auch die Eigentümer des Produktivvermögens immer wohlhabender. Dass Altersrentner immer wohlhabender werden, ist hingegen nicht überliefert. Doch dazu demnächst mehr.
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DivSky (Sonntag, 11 Juni 2017 13:10)
Interessanter Artikel.
Bin froh das ich selbst vorsorge. Wickelst Du deine Sachen in einer Firma ab oder bist Du Privatinvestor? Mich würde interessieren, ob es evtl. ein Firmenmodell gibt wo man sein Kapital bündeln kann und erhaltene Dividenden dann reinvestiert. So das man später diese Firma dann auch an seinen Nachwuchs vererben kann.
Kann mir vorstellen das es evtl. steuerlich sinnvoll sein kann.
Nils Gajowiy (Montag, 12 Juni 2017 08:24)
Ich bin komplett privat. Was Firmenmodelle angeht, empfehle ich einen kompetenten Steuerberater - da bin ich leider der falsche Ansprechpartner. Vererben kann man ein Aktiendepot auch privat - oder man richtet es gleich über ein "Friends & Family-Konto" für die nicht volljährigen Kinder/Enkel ein. Gruß Nils