Der Schlussakkord des Jahres 2017 war ein optimistischer. Die Aktienmärkte starteten weltweit pünktlich in eine Weihnachts-Rally, die sich auch über den Jahreswechsel hinaus fortsetzte. Die in den USA verabschiedete Steuer-Reform sorgt dafür, dass die Unternehmen vermutlich 2018 ihre Gewinne kräftig steigern können. Auch die privaten Haushalte profitieren (hoffentlich) von den Steuererleichterungen, so dass das wiederum den Konsum und damit die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten ankurbeln sollte. Das große Fragezeichen bleibt die Ausweitung des Budgetdefizits durch ausbleibende Steuereinnahmen bei gleichzeitig steigenden Investitionen.
In meinem Depot jedenfalls liefen im Dezember wieder einmal über 1.000 Euro Dividende ein, das war bereits das vierte Mal im Kalenderjahr 2017.
Ich bin mit meinen 19,01 Prozent Rentenerhöhung für das Jahr 2017 gegenüber 2016 durchaus zufrieden. Optimal ist das natürlich nicht, denn der Ehrlichkeit halber sei erwähnt: Ich habe im Jahresverlauf mein Kapital gegenüber 2016 um 30 Prozent aufgestockt, aber die Dividenden trotzdem "nur" um 19 Prozent gesteigert. Das sieht auf den ersten Blick so aus, als hätte ich das neue Kapital weniger effizient angelegt als das alte.
Was steckt dahinter? Das "frische" Geld wurde nicht auf einen Schlag "auf Krampf" im Markt untergebracht, sondern dient mir als Cash-Reserve für Investitionen, wenn es Sonderangebote gibt. Es gibt nicht viele Dinge die ärgerlicher für einen Investor sind, als wenn man im entscheidenden Moment an der Seitenlinie stehen muss, weil man kein Geld für Schnäppchen auf dem Konto hat. Diese Lektion habe ich während der heftigen Korrektur Anfang 2016 gelernt. Damals hätte ich gern Dutzende von preiswerten Unternehmen erworben, war jedoch gerade bis zum Anschlag investiert. Noch einmal wird mir das nicht passieren, und so halte ich immer rund 10 - 15% meines Kontos als Barreserve. Dass mir das Bargeld nicht ausgeht, dafür sorgen die Dividenden, die regelmäßig hereintröpfeln. Und dass es nicht zu viel wird (ein Problem, das Warren Buffett gerade hat), dafür sorgt mein "sparplanähnlicher" Investitionsansatz. Jeden Monat möchte ich eine "Aktie des Monats" finden und eine erste Position in diesem Unternehmen initiieren.
Mein Dividendentacho hat sich auch im Dezember ein wenig weiter nach rechts bewegt. Der Jahresdividendenertrag kletterte von 14.167,38 Dollar im November auf 14.309,69 Dollar (vor Steuern). Das sind 142,31 Dollar oder ein Prozent Zuwachs.
Ist das nun viel oder wenig? Ich könnte die Dollarsumme beispielsweise zu einem Kurs von 1,22 Dollar pro Euro umrechnen und davon 25% Steuer subtrahieren, das ergäbe rechnerisch rund 8.800 Euro netto jährliche Dividenden. Dividiere ich das durch einen Stundenlohn von 20 Euro, entspricht die Dividendensumme 440 Arbeitsstunden. Das wiederum entspricht elf 40-Stunden-Wochen oder 55 vollen Arbeitstagen. So viel bezahlte Freizeit würde mir mein Dividendendepot also im Jahr bringen, wenn ich einer abhängigen Beschäftigung nachgehen würde. Ein knappes Vierteljahr bezahlter Urlaub.
Jeder kann hier seine eigene Rechnung aufmachen, den eigenen Stundenlohn einsetzen und sich ausrechnen, was das eigene Depot bereits an Einnahmen generiert. Was ich an dieser Rechnung außerdem liebe: Es wird von Monat zu Monat mehr, ohne dass man sich anstrengen muss. Allein im Dezember gab es 25 Zahltage und zwei Gehaltserhöhungen. Die V.F. Corporation erhöhte mein Gehalt um 9,5% und die Aircastle Limited hob die Gewinnausschüttung um 7,7% an.
Der Dezember bietet auch Gelegenheit, das gesamte Jahr einmal Revue passieren zu lassen. In der oben stehenden Tabelle wird sichtbar, dass ich im Dezember noch einmal 1,51% Cashflow auf mein eingesetztes Kapital generieren konnte. Im Jahr summiert sich das zu 14,23% auf. Diese Zahlen sind übrigens schon in Euro umgerechnet und berücksichtigen die automatisch abgezogene Quellensteuer auf Dividenden. Die beträgt in der Regel 15%.
Was lässt sich anhand der Jahresübersicht schlussfolgern? Die Optionen auf Aktien leisteten kaum einen Beitrag zu meiner Depot-Performance. Dafür sehe ich zwei Ursachen: Erstens ist mein Depot schon mit recht vielen guten Aktien bestückt, so dass ich Aktienoptionen nur noch sehr selektiv für Positionen einsetze, die ich neu etabliere oder vergrößern möchte. Und das sind auf dem derzeitigen Preisniveau nicht sehr viele. Zweitens ist die Volatilität im Aktienmarkt im gesamten Jahresverlauf extrem niedrig gewesen, so dass ich auf den Strikes, wo ich Optionen verkaufen wollte, meist keine attraktiven Prämien lukrieren konnte und so auf viele Geschäfte einfach verzichtet habe.
Die Erlöse aus meinen Optionsgeschäften und die eingenommenen Dividenden reichten mehr als aus, um einen Verlust von etwa 3,79% abzufedern, der mir aus der Liquidation mehrerer Aktienpositionen entstanden ist. Ich hatte ja mit Prospect Capital, Triangle Capital und DCP Midstream Partners drei hochrentierliche Dividendenlieferanten vom Platz genommen.
Wenn wir die klassische Performance-Messung meines Portfolios betrachten wollen, so lag die zeitgewichtete Rendite des Zahltag-Depots im Jahr 2017 bei 5,97%, davon entfallen 0,99% auf den Dezember. Zeitgewichtet heißt: Hier sind eventuelle Ein- und Auszahlungen bereits berücksichtigt. Die blaue Linie in der Grafik steht für die Entwicklung meines Kontostands, die violette für den S&P 500-Index und die gelbgrüne für den DAX. Wir sehen das typische Bild für Value-Investment-Strategien: In extrem bullishen Jahren neigt ein solches Portfolio zur Underperformance.
Viel spannender als der simple Kontostand, den ich kaum beeinflussen kann, ist aber die langfristige Einnahmenentwicklung. Auf Jahresbasis habe ich 2017 rund 19 Prozent mehr Dividenden eingenommen. Vergleiche ich das Jahr 2017 aber mit 2015, ergeben sich bereits 25,68% mehr, gegenüber 2014 hat sich mein Dividendeneinkommen fast verdoppelt. Der Vergleich mit 2013 ergibt ein Plus von 1.172%, aber diese Zahl ist selbstverständlich unter Vorbehalt zu betrachten, denn vor knapp fünf Jahren habe ich gerade begonnen, meine Strategie zu praktizieren.
Natürlich stammen die explodierenden Dividendeneinnahmen nicht nur aus dem Geld, was ich 2013 schon auf dem Konto hatte. Zwischenzeitlich habe ich immer wieder Geld aufgetrieben, beispielsweise eine unnötige Rentenversicherung gekündigt und das ausgezahlte Guthaben in Aktien umgeschichtet. Es geht hier auch nicht um die branchenübliche Prahlerei.
Zeigen möchte ich lediglich eines: Es lohnt sich, auch mit kleinen Beträgen anzufangen. Sobald man Zutrauen zu der Strategie fasst und die ersten Erfolge sich einstellen, wird man von selbst anfangen, immer wieder nach Geld zu suchen, welches sich noch investieren ließe. Verblüffend ist: Solches Geld findet sich. Das kann eine Steuerrückzahlung sein oder die Hälfte der nächsten Gehaltserhöhung. Das kann ein Geschenk sein oder ein zuteilungsreifes Bausparguthaben.
Für 2018 jedenfalls bin ich optimistisch, dass ich noch einmal ein Plus von mindestens 20% bei den Dividendeneinnahmen erreiche. Denn so viel Geld hatte ich zum Jahreswechsel "nachgetankt" und das will nun im Jahresverlauf in gute Firmen investiert werden. Hilfreich dabei wäre übrigens eine schöne, kräftige Korrektur. Dann könnte ich nämlich für mein Geld mehr Einkommen kaufen als bei den gegenwärtigen Höchstkursen. Und dann könnte sich mein Dividendeneinkommen auch um 25 oder mehr Prozent erhöhen. Ganz nebenbei: Die ersten neun Dividendenerhöhungen für 2018 sind bereits beschlossen und verkündet. Doch dazu mehr im nächsten Report.
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Opinio (Donnerstag, 25 Januar 2018 12:12)
Es ist gut ,bei der Vielzahl an Veröffentlichungen, eine überwiegend nüchterne Beurteilung zu lesen.Danke für Ihre Mühe!
Nils Gajowiy (Donnerstag, 25 Januar 2018 17:49)
Danke für Ihr Feedback, gern geschehen. Ist auch keine Mühe, sondern meine monatliche normale Arbeit. Man will ja schließlich wissen, was am Monatsende übrig bleibt. So wie jeder ordentliche Unternehmer. Viel Erfolg weiterhin! Nils Gajowiy
Werner (Dienstag, 30 Januar 2018 09:38)
Bei Nils bleibt 2+2 = 4 Was ja schon nach George Orwell nicht selbstverständlich ist. Sehr angenehm so etwas in der heutigen Zeit zu lesen. Von dem Nutzen mal ganz abgesehen. Dafür ein herzliches Danke und weiterhin viel Erfolg.
Jens (Freitag, 02 Februar 2018)
Hallo Nils, vielen Dank für die Performanceübersicht.
Aus der geht auch hervor, dass du auch mit Futureoptionen handelst und diese einen Großteil det Performance ausmachen. Ist das auch ein Teil der Zahltagstrategie?
Viele Grüße
Jens
Nils Gajowiy (Montag, 05 Februar 2018 21:23)
Ja, so ist es, die Futures-Optionen federn einen Teil des Risikos ab und liefern beständig etwas Cash. Gruß Nils