Kennen Sie das? Sie lesen ein richtig gutes Sachbuch. Sie sind gefesselt von der Stringenz der Gedanken, von der Logik und Schlüssigkeit der Darlegungen. Und trotzdem haben Sie das Gefühl, dass da irgendwo ein kardinaler Fehler schlummert. So ging es mir mit Gerd Kommers "Souverän investieren mit Indexfonds & ETFs".
Ich kenne Gerd Kommer nur aus verschiedenen Youtube-Videos, u.a. aus seiner Diskussion mit dem Fondsmanager Max Otte. Oberflächlich betrachtet gehören wir im klassischen Sinne "unterschiedlichen Lagern" an. Gerd Kommer setzt auf passives Investieren, ich auf aktives Investieren. An dieser Stelle könnte ich im Kanzlerinnen-Duktus verkünden: "Gerd Kommers Buch ist nicht hilfreich." Und es ungelesen in der Bibliothek verstauben lassen. Dr. Kommers Buch aber ist schon 2002 erstmals erschienen und in diesem Jahr erblickte bereits die fünfte, komplett aktualisierte Auflage das Licht der Bücherwelt. Und da gute Finanzbücher in Deutschland nur alle Jubeljahre einmal erscheinen, habe ich die Fernleihe bemüht und das Buch in den vergangenen drei Wochen mehrmals studiert. Ein Buch, das sich seit 15 Jahren verkauft, muss wohl etwas taugen. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Schon auf Seite 12 schreibt der Autor einen wichtigen Satz: "Sein gesamtes persönliches Vermögen ist nach den Grundsätzen investiert, die in diesem Buch dargestellt werden." Ich glaube ihm und zolle ihm für dieses Outing höchsten Respekt. Denn diesen unscheinbaren Satz aus dem Vorwort würde ich gern in jedem Trading- und Finanzbuch, in Fondsprospekten von Kreditinstituten und Emittenten lesen. Man wird ihn aber in 99 von 100 Finanzbüchern vergeblich suchen. Hier schreibt ein Praktiker nicht über etwas, das theoretisch funktionieren könnte, sondern über etwas, das er praktiziert. Der Mann wurde mir auf Anhieb sympathisch.
Worum dreht sich Gerd Kommers Buch? Die Botschaft ist kurz und bündig: Da Märkte effizient funktionieren und jeder Investor Teil dieses effizienten Marktes ist, ist es langfristig unmöglich, den Markt zu schlagen. Wer den ganzen Markt kauft, kauft sich ein Stück vom wachsenden Wohlstand der Welt und wird selbst immer wohlhabender. Umsetzen lässt sich ein solcher Ansatz mit kostengünstigen börsennotierten Indexfonds, und zwar gänzlich ohne hoch- oder pseudowissenschaftliches Brimborium, ohne jede Timing-Anstrengung, mittels permanenter Sparraten, egal, ob die Börse steigt oder fällt. Buy & Hold at its best.
Warum muss man über einen so simplen Ansatz ein 416 Seiten starkes Buch schreiben? Weil der von Kommer propagierte passive Anlagestil vielerlei Zweifeln, Anfeindungen und Missverständnissen ausgesetzt ist. Und diese räumt der Autor einen nach dem anderen aus dem Weg. Er entzaubert das finanz-chinesisch, indem er erklärt, wie Finanzmärkte tatsächlich funktionieren. Er listet 20 typische Anlegerfehler auf. Er warnt vor dubiosen Anlageprodukten und erklärt deren Gefahren. Er listet die historischen Renditen der verschiedenen Asset-Klassen über die vergangenen 117 Jahre auf. Schließlich erfahren wir alles über seine Anlagestrategie des Indexing. Es werden sowohl die Grundprinzipien dargelegt, als auch praktikable Handlungsanleitungen gegeben. Ein separater Abschnitt befasst sich mit denjenigen, die einem Anleger das Indexing ausreden wollen, ein weiterer beantwortet die Frage "Was tun im Crash?". Es folgen abschließend 20 Gebote für den passiven, rationalen Anleger.
Wie es sich für ein gutes Buch gehört, finden wir ausführliche Quellenangaben, ein Literaturverzeichnis, Leseempfehlungen, nützliche Webseiten und ein Glossar.
Kurz: "Souverän investieren" ist eine Fundgrube für jeden, der Kapitalmärkte verstehen will, und zwar unabhängig davon, ob er dieser oder einer anderen Strategie anhängt. Lehrreich und unterhaltsam.
Für mich stellte sich nach dem ersten Lesen die gesetzmäßige Frage: Warum tue ich mir eigentlich den ganzen Streß an - Aktien analysieren, auf günstige Bewertungen warten, Positionsgrößen bestimmen usw.? Erst nach mehrmaligem Lesen und langem Nachdenken haben sich zwei Gedanken herauskristallisiert, wo ich mit Gerd Kommers Strategie "über Kreuz" liege.
Vom vorderen bis zum hinteren Buchdeckel zieht sich ein Grundgedanke durch das Buch: Maximale Performance bei minimalem Risiko ist das Ziel jedes Investors. Wobei Performance im klassischen Sinne definiert wird als Kurssteigerung plus Dividende, wenn es um Aktien geht. Oder als Wertsteigerung, wenn man andere Assetklassen (etwa Immobilien, Goldmünzen, Sammeltassen oder Briefmarken) einschließt. Das Ganze macht rational Sinn. Wer an den Finanzmärkten 100 Euro investiert, wird glücklicher sein, wenn er damit zehn Euro pro Jahr verdient, als wenn er nur drei Euro verdient. Und noch glücklicher wird er, wenn zwischenzeitlich das 100-Euro-Investment nur auf 90 Euro fällt und nicht auf 50. Bis hierhin bin ich mit dem Autor absolut einverstanden.
Meine Zweifel beginnen, wenn ich mir sage: Kann ich das nicht auch mit einem Portfolio aus 100 Einzelaktien erreichen? Kommer streitet das nicht ab, schreibt aber: Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass ein solcher Anlageerfolg nicht Zufall ist. Was ich mit einem Index-ETF erreichen kann, ist wissenschaftlich belegt. Dass ein Einzelanleger im Stile eines Warren Buffett, Charlie Munger, Walter Schloss, Benjamin Graham usw. besser abschneidet, könnte auch Zufall sein. Die statistische Grundgesamtheit der erfolgreichen Value-Investoren ist nicht groß genug, um daraus eine Gesetzmäßigkeit abzuleiten. Und: Wenn jeder so gut wäre wie Warren Buffett, würde das unmöglich funktionieren. Es ist mathematisch schlicht unmöglich. Gerd Kommer ist ein glühender Verfechter der Efficient-Market-Theorie, folgerichtig schließt er aus, dass wir dauerhaft eine Überrendite gegenüber dem Markt erzielen können.
Aber: Ist das überhaupt notwendig? Ist das überhaupt ein Ziel? Mein Ziel beispielsweise ist, dass mein 100-Euro-Investment mir Monat für Monat 50 Cent oder einen Euro in bar produziert. Als Dividende. Nicht als Buchgewinn. Kurssteigerungen sind nett, werden aber erst zu Geld, wenn ich meine Position auflöse. Und dann fehlt das laufende Einkommen, denn die Gans, die die goldenen Eier legen soll, muss ich dafür schlachten.
Eine grundlegende Schwäche des Buches ist aus meiner Sicht Gerd Kommers Definition des aktiven Investierens. Er grenzt aktive Anlagestrategien auf zwei grundsätzliche Ansätze ein: "Es gibt im Grunde genommen nur zwei Gruppen aktiver Anlagestrategien und in der Tat lässt sich jede konkrete Strategie, egal welchen esoterischen Namen sie auch tragen mag, einem dieser beiden Ansätze zuordnen oder stellt eine Mischung aus ihnen dar: (1) »Einzelwert-Selektion« – in Bezug auf Aktien ist das »StockPicking« – und (2) »Market-Timing« – das Über- und Untergewichten ganzer Gruppen von Wertpapieren im Portfolio im Zeitablauf. Etwas vereinfacht und ein wenig sarkastisch zusammengefasst ist Wertpapier-Picking ein »Rein-Raus« in Bezug auf einzelne Wertpapiere, Market-Timing ist »Rein-Raus« in Bezug auf ganze Märkte." (Seite 119).
Hier springt der Autor zu kurz. Der Ansatz, den er unterstellt: Finde unterbewertete Aktie oder Branche, kaufe diese. Warte auf Kursexplosion. Verkaufe jetzt die überbewertete Aktie bzw. Branche. Finde eine neue unterbewertete Aktie oder Branche. Wiederhole dieses Spiel immer wieder. Zugegeben, diese Art von Aktivität hat viele Befürworter - selbst renommierte Fondsmanager agieren nach diesem Prinzip, was teilweise deren permanente Underperformance erklärt. Für mich ist dieser Aktionismus Trading und hat mit Investieren wenig zu tun.
Wie wäre aber dieser Ansatz: Finde unterbewertete Aktie oder Branche, kaufe diese. Verkaufe sie nicht, auch wenn sie überbewertet sein sollte. Kaufe statt dessen weitere unterbewertete Aktien oder Branchen und halte sie bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Wo Gerd Kommer ein "Rein-Raus" unterstellt, lasse ich das "Raus" einfach weg.
Ist das ein aktiver Ansatz? Zweifellos, denn er ist mit viel Arbeit verbunden (davon kann ich ein Lied singen). Aber im Verlaufe von vielen Jahren entsteht so ein Aktiendepot, das selbst ein ETF ist. Der gravierende Unterschied ist: Wer heute einen Index-ETF kauft, hat jede Menge Firmen mitgekauft, für die ich kein Geld ausgeben würde. Das können schlecht laufende Unternehmen mit miserablen Aussichten sein. Das können auch Firmen sein, die aberwitzig teuer sind.
Mein aktiver Ansatz kommt dem passiven von Gerd Kommer in einem Punkt sehr nahe: Möglichst niemals zu verkaufen und regelmäßig nachzukaufen, egal ob Crash, Baisse oder Hausse. Differenzen gibt es in dem Punkt, dass ich selbst entscheide, welches Unternehmen mein Geld verdient hat.
Ich bin mir dabei bewusst, dass mein Ansatz zwei Schwächen hat: Erstens muss ich eine Menge Arbeit investieren und werde erst in zehn oder zwanzig Jahren beweisen oder widerlegen können, ob diese Arbeit einen Mehrertrag erbracht hat. So ist das bei jeder Investition. Ob sie sich lohnt, weiß man immer erst hinterher. Zweitens kann mein aktiver Ansatz auch ein Ausdruck grenzenloser Selbstüberschätzung sein. Diesen psychologischen Fallstrick (Overconfidence Bias genannt) habe ich permanent vor Augen und sage deshalb lieber einmal zu häufig Nein als einmal zu selten.
Halten wir also fest: Ich bin ein Freund des aktiven Investierens - ich suche selbst aus, was ich kaufe und möglichst nie verkaufen muss. Im Einkaufsprozess haben Gerd Kommer und ich also unterschiedliche Ansichten. Ich schätze, damit kann Dr. Kommer genauso gut leben wie ich.
Wo ich mit ihm absolut einverstanden bin, das sind die Argumente, die für ein dann passives Portfolio-Management stehen. Es gibt drei große Trümpfe, die ein Buy-and-Hold-Investor hat. Streng genommen sind das die einzigen Investoren, denn alles andere sind Spekulanten. Was keine Wertung ist, sondern nur eine wertfreie Unterscheidung.
Trumpf Nr. 1: Die lange Haltedauer. Wer Aktienpositionen mindestens 20 Jahre hält, hat immer eine positive Performance. Sämtliches Kursgezappel löst sich auf Sicht von Dekaden in Wohlgefallen auf. Märkte können steigen und fallen, was außerhalb unserer Kontrolle liegt. Wenn mein Fokus aber auf langfristigem Vermögensaufbau liegt, komme ich um eine Investition in die Wirtschaft dieser Welt nicht herum. Je länger, desto besser. Genau das ist das Geheimnis eines Warren Buffett: "Unsere bevorzugte Haltedauer - für immer." Wermutstropfen: Es muss das Unternehmen in 20 Jahren noch geben. Sollte aber eine Ikone wie beispielsweise Coca-Cola oder Apple vom Erdboden verschwinden, würde sie sich auch aus einem ETF verabschieden.
Trumpf Nr. 2: Die niedrigen Kosten. Unter Transaktionskosten können wir die Gebühren für ständiges Rein und Raus zusammenfassen. Ein Depot ist wie ein Stück Seife - je öfter man es anfasst, desto kleiner wird es. Oder: "Hin und Her macht Taschen leer." Zu den Kosten im weiteren Sinne gehören aber auch die zahllosen Börsendienste, Einflüsterer ("Die 1000%-Chance"), Bankverkäufer ("Sie müssen da mal was umschichten"), Gurus ("Mr. Dax", "Mr. Doom") usw. Im Buch von Gerd Kommer sind diese Mechanismen exzellent herausgearbeitet und sollten jedem hyperaktiven Anleger eiskalte Schauer über den Rücken jagen. Und jedem Banker die Schamesröte ins Gesicht treiben.
Trumpf Nr. 3: Der Steuervorteil. Investoren genießen eine zinslose Steuerstundung vom Finanzamt. Während der aktive Spekulant auf jeden realisierten Gewinn eine Abgeltungssteuer zahlt, schiebt der Investor diese Zahlung vor sich her. Das Geld, das er heute noch nicht dem Finanzamt schenkt, arbeitet für ihn. Es erwirtschaftet Zinsen und Zinseszinsen. Einfach durch simples Nichtstun. Ich habe bislang noch kein Buch gefunden, in dem der Barwert-Vorteil mathematisch aufgearbeitet wurde. Von Banken, Anlageverkäufern und Medien ganz abgesehen - denn die wären alle arbeitslos, wenn jeder verstehen würde, was die Hyperaktivität die Anleger Tag für Tag kostet.
In einem Satz: Besorgen Sie sich das Buch und lesen Sie es. (Wenn Sie auf den Link klicken, kriege ich im Kauffall eine Provision - danke!). Es enthält jede Menge neuer Erkenntnisse auch für Finanzprofis. Das Zahlenmaterial ist aktuell und umfassend, die Statistiken scheinen sauber recherchiert und begründet. Die Aussagen sind klar, ohne Wischiwaschi oder Fachchinesisch. Jeder Zehnklassenschüler ohne finanzwissenschaftliche Vorbildung kann dieses Buch verstehen.
Verstehen Sie die Botschaft des Buches: Für 99 Prozent aller Anleger führt an ETFs und Indexfonds kein Weg vorbei. Gerd Kommer vergisst nicht zu erwähnen, dass der Investoren-Übervater Warren Buffett testamentarisch verfügt hat, dass sein Vermögen im Falle seines Ablebens in einen Indexfonds investiert werden soll, weil seine Frau nicht über Warren Buffetts Expertise bei der Unternehmensanalyse und Kapitalallokation verfügt. Lernbereitschaft, Fleiß und Leidenschaft für Unternehmensanalysen sind Grundvoraussetzungen, um sich dem aktiven Investieren zu verschreiben.
Entscheiden Sie als wissender und verstehender Anleger erst dann: Betrügen Sie sich nicht selbst, spielen Sie nicht den Helden, seien Sie ehrlich: Bin ich bereit zu arbeiten, zu lernen, Gehirnschmalz, Blut, Schweiß und Tränen zu investieren. Ohne zu wissen, ob sich das in 20 Jahren auszahlt (denn laut Gerd Kommer tut es das nicht).
Oder gehe ich den sicheren Weg des Indexing, weil ich die Mehrarbeit nicht leisten kann (keine Zeit, kein Wissen) oder nicht leisten will (keine Leidenschaft, Fussball-Bundesliga und Kochduell sind mir wichtiger als meine Geldanlage). Es ist keine Schande, ETFs zu kaufen. Macht man es so, wie es Gerd Kommer darlegt und praktiziert, macht es den Anleger auf angenehm stressfreie Art wohlhabender.
Meine persönliche Entscheidung lautet: Ich nehme gern die zusätzliche Arbeit auf mich, weil es mir Spaß macht. Wenn ich fleißig bin und Glück habe, springt dabei mehr heraus, als nur die 1,8% Dividendenrendite, die ein S&P-Indexfonds derzeit abwirft.
Bernhard Kuiter (Samstag, 29 September 2018 08:21)
Danke für die wunderbare und differenzierte Analyse. Das unterscheidet sich wohltuend von vielen anderen Blogs wo man immer wieder alte Kamellen neu serviert bekommt ohne dass sich der Autor wirklich tiefe Gedanken dazu gemacht hat.
Top!
Lowski (Samstag, 29 September 2018 20:27)
Super Beitrag. Klasse das Herausarbeiten des Unterschieds zwischen aktivem und passivem Anlegen. Das eine ist nicht besser und schlechter als das andere, eben nur anders und von der Persönlichkeit/Mentalität des Investors abhängig. Jeder muss selbst entscheiden, zu welcher Grupper er gehört. Das kann ihm niemand abnmehmen
Christian (Montag, 01 Oktober 2018 11:44)
Wieder so eine pseudowissenschafliche Gehirnakrobatik eines Dr. ;-) Kommer. Alles Mögliche läßt sich stringent "beweisen". Die Realität schaut aber anders aus - siehe Waren Buffet, Bill Gates, Jesse Livermore, Jeff Bezos, George Soros, und viele andere.
Vom Trader über den Spekulanten bis zum Investor: Wer bewusst genug ist und mit "seiner" Methode Perfektion entwickelt hat kann jederzeit alle Märkte schlagen , was aber letztendlich wieder völlig nebensächlich ist...
Dee Harder (Montag, 01 Oktober 2018 20:18)
Ich möchte mich auch bedanken!
Deine Beiträge sind inhaltlich von wohltuender seriöser, stringenter Sachsichkeit, es macht Freude sie zu lesen.
Du unterscheidest dich sehr von den vielen anderen wortgewaltigen, aufgeblasenen und selbstgefälligen vorgeblichen Tradern und Gurus, die in Sachen Selbstvermarktung unterwegs sind und arglose, von finanzieller Freiheit Träumende abziehen.
inveliko (Mittwoch, 03 Oktober 2018 14:52)
eigentlich war ich ein Anhänger von ETF's, genauer genommen US-ETF's, da ich die Ansicht vertrete, dass nur bei großem Kapitaleinsatz ein Ausfall einer Einzelaktie so wie im ETF kompensiert werden kann. Durch die jüngsten Marktgegebenheiten (kein Handel von US-ETF's für Europäer) hat sich die Anlage in ETF's aber erübrigt und so bin ich auch beim aktiven Investieren angelangt
wirtschaftswaise (Sonntag, 07 Oktober 2018 14:37)
Ein schöner Beitrag zum notorischen Herrn Kommer. Ich habe das Gespräch mit Max Otte auch gesehen und fand allerdings, dass Kommer eindeutig als Sieger hervorging. Was mir in diesem Gespräch (und in vielen anderen Beiträgen) fehlte, war die 'politische Betrachtung' von ETFs. Viel zu wenige Leute machen sich klar, dass sie mit Aktien einen tatsächlichen Anteil an einer Firma erwerben, mit ETFs aber 'nur' ein Finanzprodukt. Es liegt also ein weiterer Layer zwischen dem Investor und seinem Investment. Wenn wir jetzt schauen, was der Gesetzgeber in den letzten Jahrzehnten u.a. bei Lebensversicherungen und Riester-Renten an Sauereien gegenüber den Anlegern erlaubt hat, dann muss man sich bei ETFs auch die Frage stellen, wie sicher die Rahmenbedingungen für Investoren langfristig sind.
Auch meine Frau und ich investieren übrigens seit Jahren nach meinem Verständinis _passiv_ in Einzelaktien: kaufen und nie verkaufen. Es wäre auch mal ein schönes Thema für eine wissenschaftliche Arbeit, ab welchem Vermögen und bei welcher Sparrate die laufenden Kosten von ETFs nachteilig und höher ausfallen, als die Einmalkosten bei Einzelaktien.
Spezi (Mittwoch, 10 Oktober 2018 11:36)
Hallo Nils,
bin auf der Suche nach einem Banktitel und bin dabei auf die Commonwealth Bank of Australia gestoßen.
Was hälst Du von diesem Finanzinstitut?
Nils Gajowiy (Mittwoch, 10 Oktober 2018 13:47)
Kann ich leider nicht einschätzen, habe Australien nicht auf dem Radar. Dort gibt's dividenden- und steuertechnisch ein paar Besonderheiten, insbesondere die Franking Credits, von denen wir hier nicht profitieren können.
Spezi (Donnerstag, 11 Oktober 2018 10:43)
Hallo Nils,
besten Dank für Deine Rückmeldung! Die Besonderheit bei dieser Bank ist, daß hier keine Quellensteuer anfällt und die Dividendenrendite doch ganz üppig ausfällt.
Finanzdiva (Montag, 22 Oktober 2018 10:17)
@Spezi: Diese Bank habe ich auch auf dem Radar. Einerseits wegen der Quellensteuer, die eben nicht zu leisten ist, wegen der Dividenden und weil die Bank nicht nur in Australien tätig ist. Allgemein interessiere ich mich für Unternehmen in Australien, weil die z.T. auch in Asien aktiv sind. Auf diese Weise möchte ich ein bisschen von meiner US-lastigkeit wegkommen.
Ript (Sonntag, 04 November 2018 00:58)
Sicherlich hat Dr. Kommer hier ein gutes Einsteigerbuch geschrieben, um die deutschen Anleger ans Investieren heranzuführen. Wenn man "The Intelligent Investor" gelesen hat, bringt es jedoch mMn wenig zusätzlichen Mehrwert.
Stefan Schaaf (Freitag, 01 März 2019 12:13)
Hallo Nils, interessanter Beitrag. Ich musste nur schmunzeln, dass gerade Herr Kommer Deine Ausführungen zum Thema Dividenden und Investieren in Einzelwerte in 2 Blogbeiträgen behandelt hat:
Link: https://www.gerd-kommer-invest.de/depotentnahmen-mythen-und-missverstandnisse/
Link: https://www.gerd-kommer-invest.de/fragwuerdigkeit-von-einzelaktieninvestments/
Ich halte Herrn Kommer für einen der besten deutschsprachigen Finanzbuchautoren, wirklich ein sehr kluger Kopf. Eine Battle Dirk Müller vs. Gerd Kommer hätte sicherlich auch etwas....
Peter (Montag, 04 März 2019 11:52)
Also so richtig im "Stoff" stehen Sie aber auch nicht. Das fängt schon damit an, dass alle von Ihnen genannten Punkte von Kommer bereits abgearbeitet wurden und endet bei Ihrem Satz: "Maximale Performance bei minimalem Risiko" - Dies ist mathematisch unlösbar. Richtig muss es heißen: vorgegebene Performance bei minimalen Risiko oder bei gegebenem Risiko maximale Performance. das ist BWL Stoff im 1. Semester.
Toby (Montag, 18 März 2019 09:16)
Hallo,
nun, "das große Missverständnis" ist sicher reichlich übertrieben.
Es soll wohl dazu verführen, den Blog zu lesen :-)
Eine messerscharfe Trennung zwischen aktivem und passivem Anlegen gibt es nicht (dies schreibt auch Herr Dr. Kommer). Auch eine ETF-Strategie beinhaltet aktive Komponenten: Die einen nutzen MSCI, die anderen FTSE, die einen folgen der Marktkapitalisierung, die anderen bauen auf BIP auf, die einen nehmen Schwellenländer rein, die anderen nicht. Die einen nehmen Faktoren dazu, die anderen nicht usw.
Sie kaufen auf Basis Ihrer Analyse und nach bestimmten Kriterien einzelne ausgewählte Aktien. Das ist aktives Investieren (StockPicking). Es ist eine Wette darauf, dass sich Ihre speziell ausgewählten Einzelwerte besser entwickeln als der Vergleichsmarkt - unabhängig von der Haltedauer. Würden Sie dazu noch Market-Timing betreiben ("häufiges rein/raus"), würde sich Ihr aktiver Ansatz noch weiter verstärken weil, es eine zusätzliche Abweichung von der Entwicklung zum Vergleichsmarkt bedeutet.
Auch Herr Dr. Kommer schreibt, aktives Investieren ist StockPicking oder (!) Market-Timing oder (!) stellt eine Mischung aus beidem dar. Wo soll hier denn ein Missverständnis sein?
Viele Grüße, Toby
Nils Gajowiy (Montag, 18 März 2019 17:34)
@Toby: Danke für den Kommentar. Das Missverständnis ist, dass ich die Ziele, die Gerd Kommer per se jedem Investor, egal ob aktiv oder passiv, unterstellt, schlicht nicht teile.
Beispielsweise maximale Performance. Ist mir völlig egal. Solange mein Investment Dividende zahlt, ist mir der Aktienkurs (der ja die zweite Komponente der Performance ist) völlig egal. Das ist sicher entgegen der Theorie - aber ich kann doch die Aktienkurse ohnehin nicht beeinflussen. Ich kann nur die probabilistischen Chancen auf Kursgewinne auf meine Seite drehen, indem ich möglichst weit unter Wert kaufe. Die Kurssteigerungen und damit die Performance sind damit ein netter Kollateral-Effekt, aber nicht das Ziel. Langfristig wird der Kurs dem Wert folgen, aber darauf spekulieren würde ich nicht. Das wäre Trading, das wäre Max Otte.
Den Denkansatz, dass ich nach Performance streben würde, unterstellen Sie übrigens auch ("eine Wette darauf, dass sich Ihre speziell ausgewählten Einzelwerte besser entwickeln als der Vergleichsmarkt"). Wenn ich ein tolles Unternehmen zu einem fairen Preis kriege, möglichst weit unter Wert, dann ist mir völlig egal, ob der "Vergleichsmarkt" steigt oder fällt und ob meine Aktie das schneller, stärker oder langsamer und weniger stark tut. Ich kaufe eine operativ tätige Firma und kassiere von deren Gewinn jedes Quartal oder jeden Monat ein Stück. Der Aktienkurs ist dabei völlig nebensächlich, ebenso die so genannte "Performance".
Wer ein Haus mit zehn Mietwohnungen kauft, der tut das doch wegen des günstigen Preises des Hauses und wegen der laufenden Mieteinnahmen. Und nicht, weil er in erster Linie darauf hofft, das Haus in einem Jahr 40% teurer wieder zu verkaufen.
Ich hab ja gar nichts gegen die Denke und die Methode von Gerd Kommer, um das klar zu wiederholen. Es ist nur nicht meine.
Beste Grüße! Nils
Patric (Freitag, 22 März 2019 22:14)
Gerd Kommer unterliegt meiner Meinung nach der "Rationalitätenfalle"... was ändert sich denn bitteschön an dem Risiko, wenn ich anstelle von 50 "Einzelwerten" einen ETF (mit z.B. 1.500 Werten) kaufe, dessen einziger Unterschied das schöne "ETF-Paketband" drumrum darstellt? Der gute "Dr." Kommer hat scheinbar noch nichts von Korrelationen gehört. Man schaue sich einmal an, wie sehr die Performance des MSCI World den Entwicklungen von den 10 größten Einzelaktien des Dow Jones-Index beeinflusst wird Wer einen regelbasierten, quantitativen Investmentansatz über 10, 20 oder am besten 50 Jahre durchzieht, wird jeden, aber wirklich JEDEN passiven ETF-Buy&Hold-Portfolio-Ansatz deutlichst outperformen. Und das liegt ganz einfach daran, dass Otto-Normal-Anleger KEIN Investmentfond ist, sondern seine gesamte Anlagesumme so verschwindend klein, dass er damit keinen Markteinfluss ausüben kann. Ab einer Investmentsumme von 100-500 Mio. sieht die Sache vielleicht schon anders aus... wenn es soweit ist, melde ich mich wieder... ;-)))
Beste Grüße
Patric
Toby (Montag, 01 April 2019 13:29)
Hi Nils,
ich gehe davon aus, dass (auch) für Dich die Kombination aus a) Performance (im Sinne der Gesamtrendite), b) Risiko und c) Liquidität das treibende Thema der Geldanlage sind.
Du schreibst "Mein Ziel beispielsweise ist, dass mein 100-Euro-Investment mir Monat für Monat 50 Cent oder einen Euro in bar produziert. Als Dividende. Nicht als Buchgewinn."
Das beruht auf dem Denkfehler, dass die Erträge aus Kurssteigerungen und Dividenden irgendwie unterschiedlich zu bewerten sind. Nun das sind sie tatsächlich, aber nur aus psychologischer Sicht :-)
Rational betrachtet ist es (abseits von Handelsgebühren) irrelevant, ob Du bei einem Anlagewert im Wert von 100 Euro monatlich eine Dividende von 1 Euro erhältst oder ob Du monatlich einen Anteil i.H.v. 1 Euro verkaufst. In beiden Fällen hast Du nach einem Monat einen Euro auf dem Konto und der Wert Deiner Anlage beträgt nur noch 99 Euro (wenn es zwischenzeitlich keine Kurssteigerung gab).
Mehr ist da leider nicht... Alles andere sind falsche Denkmuster ;-)
Grüße, Toby
Nils Gajowiy (Montag, 01 April 2019 15:53)
Abgesehen davon, dass ich meine Ziele hier nicht noch einmal wiederholen möchte, sehe ich das mit Dividenden und Kurssteigerungen etwas anders. Versuch mal, mit dem Kursgewinn aus einer Amazon-Aktie eine zweite Amazon-Aktie zu kaufen. Funktioniert nicht. Aber mit der Dividende meiner Chevron-Aktie kann ich eine Amazon-Aktie kaufen, oder noch eine Chevron. Und mit den Dividenden von 53 Aktien in meinem Depot kaufe ich nächsten Monat die 54. Aktie. Und so minimiere ich permanent mein Risiko, ohne nochmal frisches eigenes Geld in die Hand zu nehmen.
Ich denke da ganz praktisch, nicht in theoretisch richtigen Modellen.
Gruß Nils
Toby (Montag, 01 April 2019 22:40)
Hi Nils,
sei mir nicht böse, aber Deine Argumentation basiert auf in der wissenschaftlichen Literatur seit Jahrzehnten widerlegten - wenngleich aber auch heute noch populären - Denkirrtümern. Du findest bei Interesse weitere Informationen unter dem Begriff „Dividend Fallacy“. Dies zu realisieren, bewahrt Dich davor, Entscheidungen zu treffen, die im besten Fall keinen Nutzen für Dich haben oder - wahrscheinlicher - langfristig schädlich für Deinen Anlageerfolg sind.
Wenn Du Aktien weiterer Unternehmen kaufen möchtest, könntest Du auch vorhandene Anteile verkaufen. Ob Du eine Entnahme über eine Ausschüttung realisierst oder über Anteilsverkäufe spielt keine Rolle. Das Geld ist in beiden Fällen nicht mehr oder weniger „frisch“. Das widerspricht etwas dem Gefühl dafür. Neue Aktien aus den Erträgen vorhandener Aktien zu kaufen, fühlt sich vermutlich für Dich irgendwie besser und „richtiger“ an, als für den Kauf neuer Aktien vorhandene Aktien verkaufen zu müssen. Nur macht es mathematisch eben keinen Unterschied. Und wenn Du Risiken reduzieren möchtest, solltest Du statt in Einzelwerte in marktbreite ETFs investieren. Vielleicht ist Dein Vorgehen für Dich aber tatsächlich besser, weil es Dich - Denkfehler hin oder her - einfach motiviert, weiter zu investieren ;-)
Abseits davon ist Dir vermutlich bewusst, dass aktives Handeln notwendigerweise im Durchschnitt mit einer über 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit eine geringere Rendite im Vergleich zum Markt bedeutet. D.h. unter Rendite-Gesichtspunkten gehst Du davon aus, mit im Vergleich unterdurchschnittlichen Möglichkeiten (Handelssysteme, Wissen, Erfahrung, Handelskosten...) über 50% der Profis dauerhaft zu schlagen (ich tue dies nicht). Auch hier gilt: Wenn Du das akzeptierst und es Dir vielleicht einfach Freude bereitet, Aktien (und damit Anteile) bestimmter Unternehmen zu besitzen, ist das auch ok. Unter dem Gesichtspunkt des langfristigen Vermögenaufbaus wird es jedoch mit recht hoher Wahrscheinlichkeit schädlich sein.
Ich fürchte, dass möchtest Du aber alles gar nicht hören... Ich antworte auch eher selten in Blogs oder Foren, weil es vor allem im Finanz-Bereich sehr hartnäckig verankerte Denkirrtümer gibt und die Psychologie ein mächtiger Widersacher ist... Don Quijote gegen die Windmühlen ;-)
Dir viel Erfolg!
Viele Grüße, Toby
Toby (Dienstag, 02 April 2019 11:32)
Nochmal Hallo ;-)
zu Deinen Zielen schreibst Du:
"Mein Ziel beispielsweise ist, dass mein 100-Euro-Investment mir Monat für Monat 50 Cent oder einen Euro in bar produziert. Als Dividende. Nicht als Buchgewinn. Kurssteigerungen sind nett, werden aber erst zu Geld, wenn ich meine Position auflöse. Und dann fehlt das laufende Einkommen, denn die Gans, die die goldenen Eier legen soll, muss ich dafür schlachten."
Beim zweiten Nachdenken lässt sich hier Dein Denkirrtum (sorry für das Wort) sehr gut festmachen. Wenn Du eine Gans besitzt, die Eier legt und Du Dich langfristig davon ernähren möchtest, ist es in der Tat ein großer Unterschied, ob Du nur die Eier verwertest oder die Gans schlachtest ;-)
Und genau diesen Unterschied gibt es bei Deinen Aktien nicht. Ob Du eine Entnahme über die Realisierung von Kursgewinnen (= Verkauf von Anteilen) oder über Dividenden umsetzt, ist irrelevant. In beiden Fällen hast Du danach das genau gleiche Vermögen in Aktien und in beiden Fällen wirst Du danach genau gleich von der weiteren evtl. Wertentwicklung der Aktien profitieren.
Das Dir ein Verkauf von Anteilen allgemein nachteiliger erscheint (Stichwort "die Gans schlachten") hat übrigens auch etwas mit dem "Eigentumseffekt" (in engl. Endowment-Effekt) als Denkfehler zu tun. Der Endowment-Effekt besagt, dass Du etwas als wertvoller betrachtest, sobald es in Deinem Besitz ist. Auch wenn ich von Psychologie keine Ahnung habe, wäre wohl auch noch der Action Bias zu nennen. Von Waren Buffett nur gibt es hier das Zitat „Beim Investieren korreliert die Aktivität nicht mit Leistung.“ Na gut, jetzt reicht es aber auch damit ;-)
Nichts für ungut und nochmals Grüße, Toby
Klüger als du (Montag, 08 April 2019 22:46)
"Meine Strategie: Finde unterbewertete Aktien oder Branche, kaufe sie"
Und du bist Coach? Leute zahlen dir Geld?! :D
Kommentator (Mittwoch, 10 April 2019 20:50)
Herr Kommer hat da auf jeden Fall ein super Buch geschrieben und sicher was für die Aktienkultur gemacht.
Allerdings kommt er mir wie jemand vor, der die Uni frisch verlassen hat und denkt, die theoretischen Modelle, die er in der Vorlesung hatte, seien Realität.
Dass der Markt nicht effizient ist, haben mittlerweile sogar die Fama und French zugegeben. Nur Kommer glaubt das noch.
Auch dass Dividende + Kurssteigerung genau gleich bewertet werden vom Markt, da rational, ist Quatsch.
Man lernt sogar in der Uni schon, dass die Dividenden psychologisch höher bewertet werden und die Shareholder-Struktur das in manchen Fällen sogar untermauert.
Herr Kommers Sicht auf die Realität ist zu vereinfacht, du Modell-haft, zu theoretisch.
Schon mit simpelsten Saisonialitäts-Strategien lässt sich easy der Markt schlagen und das wird auch nicht vom großen Geld wegabitriert, weil eben genau dieses diese Ineffizienz erschafft.
Außerdem sorgt das Benchmark-Sticking, da Portfolio-Manager ihren Job fürchten, für eine weitere Hürde, dass Ineffizienzen wegabitriert werden.
Verstehe nicht, wieso er das so ignoriert oder nicht wahrhaben will.
Cimen (Samstag, 04 Mai 2019 18:30)
"Gerd Kommer ist ein glühender Verfechter der Efficient-Market-Theorie, folgerichtig schließt er aus, dass wir dauerhaft eine Überrendite gegenüber dem Markt erzielen können."
Die Aussage ist hoffentlich ein Schreibfehler, Kommer sagt genau das Gegenteil, sonst würde die EMH ja gar keinen Sinn ergeben.
Nils Gajowiy (Samstag, 04 Mai 2019 20:09)
Wo ist der Fehler in dem Satz?
Nur in ETF's (Sonntag, 09 Juni 2019 20:59)
"Mein Ziel beispielsweise ist, dass mein 100-Euro-Investment mir Monat für Monat 50 Cent oder einen Euro in bar produziert. Als Dividende. Nicht als Buchgewinn. Kurssteigerungen sind nett, werden aber erst zu Geld, wenn ich meine Position auflöse. Und dann fehlt das laufende Einkommen, denn die Gans, die die goldenen Eier legen soll, muss ich dafür schlachten."
ETF's enthalten ebenso Dividenden, deswegen weiß ich nicht, was du genau damit meinst? Du könntest in der Rentenphase genauso gut auf ausschüttende ETF's umschichten und kannst auf das psychologisch "nachteilhafte" Verkaufen verzichten.
Allgemein rate ich vielen hier auch erstmal das Buch von Dr. Kommer zu lesen, bevor solche hanebüchenen Behauptungen geäußert werden.
Martin (Mittwoch, 17 Juli 2019 09:35)
parle beaucoup pour ne rien dire
Martin (Mittwoch, 17 Juli 2019 10:13)
Sehr geehrter Herr Gajowiy,
klären sie mich auf und beantworten mir bitte folgende Fragen. Ich leide unter "großen Missverständnissen".
Sie schreiben: "Gerd Kommer ist ein glühender Verfechter der Efficient-Market-Theorie, folgerichtig schließt er aus, dass wir dauerhaft eine Überrendite gegenüber dem Markt erzielen können."
Frage: Nach meinem Verständnis schließt er aus der EMH, dass dies eben nicht geht. Wo also behauptet er das?
Noch eine Bemerkung zu Warren Buffet und Co.. Noch in den 60er Jahren wurden Aktien zu 90% von Privatanlegern gehandelt. Die Märkte waren noch nicht sehr effizient und institutionelle Investoren konnten signifikante Überrenditen erzielen und dies obwohl die meisten von ihnen nur bedingt rational handelten. Daher lagen im Nullsummenspiel um die Marktrendite viele Privatanleger unter der Marktrendite und wenige institutionelle Investoren darüber. Warren Buffett, mit Sicherheit einer der begabtesten Investoren weltweit, erzielte damals über lange Zeit signifikante Überrenditen. Er spricht offen darüber, dass ihm dies heute, besonders nach Steuern, nicht mehr gelingt und empfiehlt Indexfonds. Institutionelle haben heute einen 98% Anteil am Handel und sorgen für höchstgradige informationseffizienz.
Frage: Warum machen sie keinen Unterschied zwischen dem was damals möglich war und dem was heute möglich ist?
Sie schreiben: "Wer heute einen Index-ETF kauft, hat jede Menge Firmen mitgekauft, für die ich kein Geld ausgeben würde. Das können schlecht laufende Unternehmen mit miserablen Aussichten sein. Das können auch Firmen sein, die aberwitzig teuer sind."
Wenn ein Unternehmen "schlecht" läuft und "miserable" Aussichten hat ist der Kurs entsprechend niedrig und damit wieder "richtig". Was sie tun ist ein "schlecht" laufendes Unternehmen mit "miserable" Aussichten für eine schlechte Aktie halten. Das sind zwei gänzlich verschiedene Dinge.
Fama und French (Dreifaktorenmodell) fanden heraus, dass Aktien kleiner Unternehmen (Small) mit niedrigem Buch Kurs Wert Verhältnis (Value) langfristig als Gruppe höher rentieren (keine Überrendite das mehr Risiko) als der allgemeine Markt. Das sind kleine Unternehmen an die "keiner glaubt"! Gerade diese Unternehmen rentieren sogar besser!
Frage: Was ist für sie "schlecht" und "miserabel"?
Nils Gajowiy (Mittwoch, 17 Juli 2019 11:51)
Sehr geehrter Herr Martin,
danke für Ihre Fragen. Wenn Sie meinen Satz hinsichtlich der effizienten Märkte und Gerd Kommers Einstellung aufmerksam lesen und verstehen, stellen Sie fest, dass ich genau das schreibe, was Kommer behauptet: Überrendite ist unmöglich - das behauptet er. Und da steht auch in meinem Satz. Kommer schließt dauerhafte Überrenditen aus, weil er ein Anhänger der Effizienzmarkthypothese ist. Und ich bin eben ein Gegner selbiger. Ist das erlaubt?
Zur zweiten Frage. Warren Buffett behauptet meines Wissens nach nirgends, er könnte heute keine Überrenditen mehr erwirtschaften und empfiehlt deshalb ETFs. Diese Kausalität ist sachlich falsch. Buffett empfiehlt ETFs aus ganz anderem Grunde, nämlich für 90% der Anleger, weil sie eben nicht willens oder in der Lage sind, die tiefschürfenden Analysen zu betreiben, die notwendig sind, um auf lange Sicht Überrenditen zu erzielen. ETFs sind etwas für passive Anleger - wie eben seine Ehefrau. Für die hat Buffett testamentarisch verfügt, dass das Erbe in einen ETF investiert wird, weil sie nicht Warren Buffetts Leidenschaft und handwerkliches Können in der Unternehmensanalyse teilt. Nach wie vor unterteilt Buffett, wie auch Graham, in professionelle und nicht-professionelle Investoren. Und für letztere empfiehlt er ETFs. Ansonsten hat er mehrmals sinngemäß wiederholt: Die Investmentprinzipien der letzten 50 Jahre gelten heute immer noch unverändert (letztmalig habe ich das aus seinem Munde gehört, als er Anfang 2019 vor dem jährlichen Charity-Essen interviewt wurde, kann man googeln). Und er sagt: Würde er heute eine Million Dollar managen, würde er sich jederzeit zutrauen, den Markt um Längen zu schlagen. Nur ist das mit dem Riesendampfer Berkshire Hathaway inzwischen so gut wie unmöglich.
Zur dritten Frage: Sie unterschlagen den Konjunktiv. Ich habe geschrieben, dass es miserable oder schlechte Unternehmen sein können, nicht müssen. Wovon ich aber überzeugt bin: In einem Index-ETF sind haufenweise Firmen enthalten, für die ich augenblicklich keinen Cent ausgeben möchte. Unternehmen, die keine Gewinne machen, kein transparentes oder verständliches Geschäftsmodell haben, die ich nicht verstehe, die eine suboptimale Kapitalallokation betreiben, die keine wachsenden Dividenden ausschütten, weil sie keine wachsenden Gewinne erwirtschaften, die fundamental überbewertet sind uvm.
Die 50 größten Firmen (nach Marktkapitalisierung) im S&P 500 stehen für 50,9% der Kapitalisierung des ganzen Index und machen damit auch die Hälfte eines ETF auf den Index aus. Und der größte Teil dieser Firmen ist massiv überbewertet (Quelle: slickcharts.com, 17.07.2019). Damit es da keine Missverständnisse gibt: Ich sage nicht, dass die am schwersten gewichteten Firmen (Microsoft, Apple, Amazon, Facebook, Berkshire Hathaway - um nur die Top 5 zu nennen) "miserabel" oder "schlecht" sind. Ich sage nur: Ich möchte sie zu ihrem augenblicklichen Preis nicht kaufen. Wäre Microsoft um die Hälfte billiger, würde ich mir den Lkw damit volladen.
Im Übrigen ist mir ziemlich egal, wer was theoretisch bewiesen oder widerlegt hat - egal, ob die Leute nun Fama, French, Shiller oder sonstwie heißen und dafür Nobelpreise bekommen (der so genannte Wirtschaftsnobelpreis ist übrigens keiner). Das kann man Arroganz nennen, mit dem Vorwurf kann ich leben. Aber all das sind Theorien und wissenschaftliche Abhandlungen. Ich schaue auf mein Depot und kann anhand dessen zeigen, was praktisch möglich ist, obwohl es theoretisch unmöglich sein sollte. Die Investoren von Graham-and-Doddsville (Buffett 1984) leben weiter. Spätestens seit Buffetts berühmter Rede von 1984 ist auch glasklar, dass die Effizienz-Markt-Hypothese eben genau das ist - eine Hypothese, die täglich in der Praxis widerlegt wird.
Das Ganze ist lediglich meine Weltsicht - die kann ich zwar vermitteln, aber ich kann niemanden zwingen, daran zu glauben.
Martin (Mittwoch, 17 Juli 2019 15:50)
Sehr geehrter Herr Gajowiy,
ich hatte Ihren Satz bezüglich Dr. Kommer und Überrenditen in der Tat nicht korrekt erfasst.
Sie geben vor an aktive Überrendite zu glauben. Meiner Meinung nach kann dies drei Gründe haben.
1.) Sie unterliegen einem Interessenkonflikt. Sie verdienen mit dem Glauben ihrer Kunden an den aktiven Ansatz Geld (JAHRESMITGLIEDSCHAFT INNER CIRCLE) obwohl sie selbst wissen, dass der passive Ansatz überlegen ist.
John Bogle: "It's amazing how difficult it is for a man to understand something if he's paid a small fortune not to understand it."
2.) Sie stehen vor einen chaotischen System und unterliegen nur der Illusion Regelmäßigkeiten zu erkennen. In einem informationseffizienten Markt hängt die nächste Kursänderung nur von der nächsten neuen Information (per Definition zufällig) ab. In dem Fall sind sie tatsächlich vom aktiven Ansatz überzeugt.
Daniel Kahneman: "All behavioural economists are against active investing. I might as well say it outright because we think the market is unpredictable, or very, very difficult to predict. And yet we believe people who believe they can predict the market. That illusion is very important. The reason that intuition cannot be acquired in stock picking is that there are no regularities in stock picking to be learned. You develop intuition from successful experience. With well-functioning markets I do not see intuition having a role in investment."
und
"Die Kompetenzillusion ist nicht nur ein individueller Urteilsfehler. Sie ist tief in der Kultur der Wirtschaft verwurzelt. Tatsachen, die Grundannahmen infrage stellen, und dadurch das Auskommen und die Selbstachtung von Menschen bedrohen, werden einfach ausgeblendet. Unsere Psyche verarbeitet sie nicht.“
3.) Sie gehören zu den weltweit sehr, sehr wenigen Individuen, Burton Malkiel spricht von unter fünf, welche es tatsächlich schaffen eine aktive Überrendite nach Kosten, Risiko und Steuern zu erzielen.
Sie kritisieren die Effizienzmarkthypothese. Das ist ihr gutes Recht. An dieser Stelle möchte ich sie etwas "löchern". Was ist die Effizienzmarkthypothese? In einem Satz:
Fama: "A market in which prices always fully reflect available information is called efficient."
Dieser Satz bedeutet, dass sich Preise sofort ("always") an neue Informationen anpassen müssen. Das geht natürlich nicht. Der Markt braucht dazu eine gewissen Zeit. Die entscheidende Frage ist nicht ob Preise oder Märkte so sind wie oben beschrieben (Theorie) sondern zu welchem Grad sie das sind (Hypothese). Natürlich ist es keine Theorie weil das unmöglich ist. Dies kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Preise sich im Rahmen der Möglichkeiten von echten Profis (analog GSG 9) anpassen. Aktienmärkte sind höchstgradig effizient!
Wenn sie Kritik an der Effizienzmarkthypothese üben ist sie nur berechtigt wenn sie eine Methode finden den Markt nach Kosten, Steuern und Risiko gegenüber dem passiven Ansatz zu schlagen.
John Cochrane: “The main prediction of efficient markets is exactly that price movements should be unpredictable! Steady profits without risk would be a clear rejection.” Ableitung: Erreichen sie dauerhaft eine Überrendite ohne Zusatzrisiko? Nein? Dann ist ihre Kritik an der Effizienzmarkthypothese unberechtigt. Was ist ihr korrekt gemessene Outperformance seit sie aktiv investieren?
Teilen sie dieses Wissen in Seminaren? Sollten sie besser nicht tun und stattdessen lieber selbst reich werden. Weshalb sich mit dem Geld anderer rumschlagen?
Lee / Verbrugge: „Die Effizienzmarkthypothese wird durch jede Entdeckung von Widersprüchen zwischen ihr und der realen Welt schrittweise noch mächtiger und allgemeingültiger gemacht. Die Freilegung einer Marktanomalie wird durch den Wettbewerb unter den Investoren um höhere Renditen beseitigt. Ironischerweise sind also diejenigen, die am meisten dazu beitragen, dass die Hypothese der Grunderklärungsansatz in der Finanzökonomie bleibt, nicht ihre akademischen Urheber und Verteidiger, sondern diejenigen, die sie für falsch halten und versuchen, sie in der Anlagepraxis zu widerlegen.“
Martin (Mittwoch, 17 Juli 2019 16:19)
Auszug aus dem aktuellen "Shareholder Letter" von Berkshire (Buffet): "If a corporation such as Berkshire were simply
to have owned the S&P 500 and accrued the appropriate taxes, its results would have lagged the S&P 500 in years when that index showed a positive return, but would have exceeded the S&P 500 in years when the index showed a negative return. Over the years, the tax costs would have caused the aggregate lag to be substantial."
die letzten 15 Jahre hat Berkshire den S&P 500 leicht underperformed. Zudem gibt es Menschen welche sagen, dass der S&P 500 nicht der korrekte Vergleich ist. Würde man berücksichtigen, dass Berkshire eher "Small" lastig ist wäre die underperfornance noch höher. Ich bleibe dabei: Was damals möglich war (Überrendite) kann heute problemlos nicht mehr möglich sein! Einfach weil sich die Fakten geändert haben.
Nils Gajowiy (Mittwoch, 17 Juli 2019 18:11)
Ich will nicht ignorant erscheinen oder arrogant, aber ich bin Pragmatiker, kein Akademiker. In meiner Praxis als Investor geprägt von meinen Glaubenssätzen. Einer meiner Glaubenssätze ist: Es gibt von Zeit zu Zeit Diskrepanzen zwischen Wert und Preis. Nicht nur in Aktienmärkten, sondern in jedem Markt. Und wenn ich Unternehmen sehe, die meiner Meinung nach unter Wert bepreist sind, nutze ich diese Fehl-Bepreisungen aus. Das funktioniert praktisch ganz gut, egal, was die Wissenschaft behauptet. In einem effizienten Markt dürfte es keine Schnäppchen geben, es sei denn, man fasst den Begriff der effizienten Märkte so weit, dass auch Fehlbepreisungen als Beweis für Markteffizienz herangezogen werden. Wenn ich Schnäppchen finde, bin ich einer von denen, die diese Schnäppchen weg-arbitrieren, das ist korrekt. Aber wenn die Effizienzmarkthypothese wahr wäre, dürfte es diese Schnäppchen eben gar nicht geben. Auch das irrationale Verhalten der Marktteilnehmer widerspricht der Theorie, kommt aber praktisch vor und man kann es zum eigenen Vorteil ausnutzen.
Ob einer als Investor erfolgreich ist oder nicht, hängt von der eigenen Definition von Erfolg ab. Mein Ansatz des aktiven Investierens bringt mich schneller an mein Ziel als jeder passive Ansatz. Insofern ist es für mich müßig, über das zu diskutieren, was andere glauben. Darauf hat doch jeder ein Recht. Und möglicherweise sitze ich ja Illusionen auf - Kahneman lässt grüßen. Aber solange mein Einkommen jedes Jahr um einen zweistelligen Prozentbetrag steigt, würde ich das nicht als Misserfolg bezeichnen. Um Kostolany zu paraphrasieren: Die Erben werden entscheiden, ob ich erfolgreich war.
Martin (Mittwoch, 17 Juli 2019 18:29)
Sehr geehrter Herr Gajowiy,
sie schreiben: "Aber wenn die Effizienzmarkthypothese wahr wäre, dürfte es diese Schnäppchen eben gar nicht geben."
Diese Schnäppchen gibt es nicht. Was meine ich damit? Das Diagnosekriterium für Kompetenz ist die KONSISTENZ individueller Leistungsmerkmale. Ein Investor kann als „kompetent“ gelten wenn er eine statistisch SIGNIFIKANTE Überrendite erzielt, er also in der Lage ist über LANGE ZEIT eine Überrendite zu erzielen. Nur dann darf von echtem Können die Rede sein. Sämtliche Untersuchungen zeigen, dass Investoren nahezu nichts können (Goetzmann / Ibbotson 1994, Carhart 1997, Barras 2008, Fama / French 2010). Investoren welche eine Über- bzw. Unterrendite erzielen sind im Vorfeld nicht identifizierbare Glückspilze bzw. Pechvögel und wechseln von Jahr zu Jahr nahezu zufällig. Haben sie mal ihre "Überrenditen" hinsichtlich Signifikanz geprüft?
Sie schreiben weiter: "Auch das irrationale Verhalten der Marktteilnehmer widerspricht der Theorie, kommt aber praktisch vor und man kann es zum eigenen Vorteil ausnutzen."
Nein, das widerspricht nicht der Hypothhese. Informationseffizienz und Irrationalität sind verschiedene Dinge. Informationen werden von Menschen ausgewertet. Wir können nicht rein rational handeln. Kurse sind damit immer irrational. Entscheidend ist, dass die Kurse Informationen im Rahmen der rationalen Möglichkeiten von Profis (analog GSG 9) reflektieren. „Krisen“ und „Bullenmärkte“ sind irrationale, nicht ausbeutbare Schwankungen um die realen Werte von Unternehmen.
Burton Malkiel: „It´s not that the efficient-market hypothesis means that prices are always right. They are always wrong. The problem is no one knows for sure wether they are too high or too low.“
Einen schönen Abend Ihnen.
Martin (Mittwoch, 17 Juli 2019 18:52)
Sie schreiben: "Ob einer als Investor erfolgreich ist oder nicht, hängt von der eigenen Definition von Erfolg ab."
Für mich hängt es davon ab ob sie ihren korrekten Benchmark schlagen.
Sie schreiben: "Aber solange mein Einkommen jedes Jahr um einen zweistelligen Prozentbetrag steigt, würde ich das nicht als Misserfolg bezeichnen."
Das glaube ich Ihnen. Aber nicht ihre Rendite.
Nils Gajowiy (Mittwoch, 17 Juli 2019 18:57)
Irgendwie habe ich den Eindruck, wir leben in unterschiedlichen Welten. Es gibt keine Schnäppchen? Krisen und Bullenmärkte kann man nicht ausbeuten? In Burton Malkiels und Eugen Famas Welt mag das so sein.
Ich praktiziere permanent genau das. Ich kaufe die nicht existierenden Schnäppchen, ich kaufe am Ende von Bärenmärkten und Krisen. Vielleicht bin ich ja nur ein inkompetenter Glückspilz. Aber wenigstens ein irgendwann mal recht wohlhabender, hoffe ich zumindest.
Über den Rest können wir uns leider erst in 20 Jahren unterhalten (wäre dieser Zeitraum lange genug, um die Effizienzmarkthypothese zu wiederlegen?). Allerdings kann dann immer noch jeder Fama-Jünger behaupten: Glück gehabt; alles Zufall; nicht repräsentativ; keine statistische Relevanz, weil Sample Size zu gering; ein statistischer Ausreißer, oder die Dinge haben sich geändert bis 2040.
So wie man behaupten kann, Menschen können 100 Meter nicht unter neun Sekunden laufen und Usain Bolt habe nie das Gegenteil bewiesen. Für die meisten Menschen ist die Aussage richtig - aber eben nicht für alle. Und ganz bestimmt nicht für professionelle 100m-Läufer.
Auch Ihnen einen schönen Abend!
Martin (Donnerstag, 18 Juli 2019 07:59)
Sehr geehrter Herr Gajowiy,
ich finde es erstaunlich mit welcher Selbstverständlichkeit Sie Wissenschaft ignorieren und verachten. Sie erlauben sich die Effizienzmarkthypothese zu diskreditieren obwohl Sie sie nicht verstehen. Sie ziehen mit Plattitüden über verdiente Wissenschaftler her und wollen es besser wissen. Diese Menschen können etwas und haben etwas zu sagen. Was sie tun empfinde ich als anmaßend und ignorant. Sie "eiern" m.M.n. nur rum. Die Wissenschaftler haben alle keine Ahnung und ich bin einer der Auserwählten. Herr Gajowiy, es gibt bereits tausende von Studien welche Ihnen nicht recht geben. Wir brauchen uns in 20 Jahren nicht zu unterhalten.
Mir tun Menschen leid welche auf Sie und Konsorten hören. Da sitzt dann der "daytradende" Familienvater im mit Schulden belasteten Reihenmittelhaus und glaubt ernsthaft seiner Familie damit etwas Gutes zu tun. Ich hoffe Sie sind sich Ihrer Verantwortung bewusst welche sie diesen Menschen gegenüber tragen. Ich haben von Ihnen kein einiges, nachvollziehbares Argument gelesen. Stattdessen ist es für mich offenkundig, dass Sie sie relevante Zusammenhänge nicht verstehen. Ich habe davor keinen Respekt.
Nils Gajowiy (Donnerstag, 18 Juli 2019 09:25)
Sehr geehrter Herr Martin,
ich möchte diese fruchtlose Diskussion nicht unnötig verlängern, Sie gleitet von Ihrer Seite jetzt ins Persönliche und Beleidigende ab. Um nur eines klar zu stellen: Ich ignoriere und verachte die Wissenschaft nicht. Ich nehme zur Kenntnis, dass Menschen eine Menge Energie darauf verwenden zu beweisen, dass das, was ich tue, nicht möglich sein soll. Ich respektiere, was diese Menschen tun - aber es ist mein Recht, diesen Standpunkt nicht zu teilen. Der Prüfstein für jede Theorie ist die Praxis. Vielleicht scheitere ich ja mit meinem praktischen Ansatz, vielleicht aber auch nicht. Ich habe darauf erst in 20 Jahren eine Antwort, sie meinen, sie schon heute zu kennen.
Mit meinen Zweifeln bin ich nicht allein - schon vor 35 Jahren hat Warren Buffett in seiner Rede an der Columbia University die Effizienzmarkthypothese widerlegt. Benjamin Graham hat die Ineffizienz der Märkte nachgewiesen, lange bevor es die Effizienzmarkthypothese überhaupt gab. Es gibt seit Jahrzehnten einen Lehrstuhl für Unternehmensbewertung an der New Yorker Columbia Universität, wo Professor Aswath Damodaran seit 1986 den Unterschied zwischen Preis und Wert lehrt und wie man ihn ausnutzen kann. Was übrigens auch er praktisch tut.
Sie dürfen mich gern ignorant nennen, arrogant, anmaßend, dumm und was Ihnen ansonsten noch einfällt. Mit diesen Vorwürfen lebe ich seit meinem zehnten Lebensjahr. Ich zwinge niemandem meine Sicht der Dinge auf und beleidige auch nicht diejenigen, die eine andere Sicht haben.
Diese Art von Anstand müssen Sie noch lernen, wenn Sie auch sonst kein dummer Mensch zu sein scheinen. Herzlichen Dank auf jeden Fall für die Denkanstöße.
Freundlich und mit Respekt grüßt
Nils Gajowiy